Jetzt eigenen Erlebnisbericht schreiben
Schreibe jetzt deinen ganz persönlichen Erlebnisbericht vom Fallschirmspringen und Tandemspringen und lass andere daran teilhaben!
Von Christian Pfitzmann: Nach mehrmaligen Verschiebungen des Sprungbetriebes durch einen Defekt an der Absprungmaschine konnte ich meine beiden Kennenlernsprünge (Automatiksprünge) erst am 16.08.2003 durchführen, anstatt schon am 02.08.2003. Doch das war zu verkraften und dann war es ja auch schon so weit.
Erstaunlicherweise war ich an diesem Tag mehr aufgeregt, als bei meinem ersten Fallschirmsprung das Jahr davor. Vielleicht lag es daran, dass diesmal kein erfahrener Tandemmaster die Verantwortung übernimmt und ich den Sprung bloß genießen kann.
Diesmal würde ich den Sprung aus dem Flugzeug ganz allein wagen und die Landung auch selbstständig durchführen müssen.
Am Flugplatz in Neuhausen angekommen waren wir fast die einzigen, die anwesend waren. Doch mit der Zeit war auch das kein Thema mehr, der Parkplatz war wie gewohnt rammelvoll.
Da mein Theorieunterricht schon ein paar Wochen her ist, bekam ich noch schnell eine kleine Auffrischung, was wie und weshalb zu tun ist. Dann wurden plötzlich alle Namen aufgerufen, die für den aktuellen Load (Flug ) dran waren, darunter auch ich. Ich bekam meinen Fallschirm angelegt und einen Helm in die Hand gedrückt. Und schon ging’s in Richtung Flugzeug.
Ich saß ganz vorne, da ich als erster rausspringen musste. Dieser Gedanke war mir nicht ganz geheuer. Und schon sprang der Motor der Maschine an und wir rollten gemächlich über den Flugplatz, bis es plötzlich Schub gab und wir uns in die Lüfte schwangen. Mein Herz schlug und mir gingen sämtliche Anweisungen durch den Kopf, die mir vorher beigebracht wurden. Darunter auch, was passiert, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert, wie wenn z.B. der Hauptschirm nicht richtig öffnet oder ich am Flugzeug hängen bleibe.
121, 122, 133...diese Zahlen schwirrten mir auch im Kopf herum, denn wenn ich diese Zahlen nach Verlassen des Flugzeuges durchgezählt hatte, müsste der Fallschirm geöffnet sein. Ich blickte auf meinen Höhenmesser, der auf meinem Reservefallschirm angebracht war. Mitunter befanden sich dort auch ein Messer, mit welchem ich verschlungene Seile kappen müsste und eine Stoppuhr, mit der ich meine Freitfallzeit messen könnte. Doch meine Freifallzeit begrenzt sich ja lediglich auf 3 Sekunden.
Der Zeiger des Höhenmessers stieg immer mehr. Meine Aufregung wuchs. Bei ca. 600-800m würde es so weit seien, dann bin ich an der Reihe. Diese Höhe war auch relativ schnell erreicht und ich wurde an die Tür gewunken. Vorher noch den Helm aufgesetzt und mein Verbindungsseil mit dem Schirm im Flugzeug befestigt.
Ich nahm die geforderte Haltung an der Tür ein und blickte nach draußen - 121, 122, 123....nochmal alles durchgehen. Plötzlich kam der abgesprochene Klapps auf die Schulter und ohne weiter nachzudenken sprang ich hinaus. Doch ich hatte zu viel Vorwärtsgeschwindigkeit und so begann ich mich langsam zu überschlagen. Doch kurz vorher zog mich die Wucht des Fallschirmes wieder in eine aufrechte Position. Ich sah nach oben um zu kontrollieren, ob auch alles reibungslos funktioniert hat und sich nicht vielleicht ein Seil über den Schirm geschlungen hat. Doch alles klappte optimal!
Meine Erleichterung kehrte sofort ein und ich atmete tief durch. Doch wo ist nun der Landeplatz?! Ich wusste ja nicht, in welche Richtung ich gerade gucke und aus der Höhe ist alles so furchtbar klein ;-)
Doch nach genauem Umsehen erblickte ich das große gelbe Landekreuz und begann, in genau diese Richtung zu lenken.
Es war eine herrliche Stille dort oben. Ich wünschte, ich könnte noch länger hier oben bleiben. Doch ich kam dem Boden immer näher und kontrollierte in kurzen Intervallen meinen aktuellen Höhenstand. “Erst ab 80m den Schirm gegen den Wind stellen” sagte man mir. Und genau daran hielt ich mich.
Ich erfasste den Stand des Windsackes und richtete mich dementsprechend aus. Doch als ich mich bei ca. 100m gegen den Wind stellte, befand ich mich schon relativ weit weg ven dem Parkplatz. Ich konnte auch schon sehen, wie das Auto meines “Lehrers” angefahren kam, um mich zum Parkplatz zu fahren.
Ich machte mich auf eine harte Landung bereit. Würde ich falsch aufkommen, könnte ich mir beide Beine brechen oder noch schlimmere Verletzungen davontragen, wie es auch an diesem Tag einem sehr erfahrenen Springer ergangen ist, der sich die Ferse bei der Landung verletzt hatte.
Der Boden kam langsam näher und völlig unerwartet war die Landung extrem hart (wie man es mir vorher auch schon gesagt hatte) und ich rollte mich nach hinten ab. Doch plötzlich wurde ich von meinem Schirm über den Boden geschliffen. Ich hörte nur noch “Steh auf und renn! Dreh dich um!!” von Hasi (so lautete der Spitzname von meinem Lehrer). Und genau das tat ich dann auch und rannte um den Schirm herum, um zu verhindern, dass noch mehr Luft in ihn hineinbläst.
Geschafft packte ich den Fallschirm provisorisch zusammen und setzte mich auf die Kofferraumablage im Auto und wir fuhren damit zurück zum Parkplatz (ca. 200m entfernt gewesen).
Bei meinem zweiten Sprung wollte ich alles natürlich besser machen und näher am geplanten Ziel landen. Wieder zurück im Flugzeug war meine Aufregung wieder genauso groß wie bei dem Sprung zuvor.
Wieder wurde ich an die Tür gewunken und nahm Haltung ein. Dann sprang ich erneut in die Tiefe, diesmal jedoch viel besser als beim ersten Mal. Ich behielt eine stabile Lage in der Luft und der Fallschirm öffnete sich ohne Probleme. Da ich diesmal besser landen wollte, versuchte ich mich auf die Windverhältnisse besser einzustellen. Und es funktionierte!
Ich landete keine 100m entfernt vom Parkplatz. Doch diesmal kam kein Auto, um mich abzuholen, ich musste die ca. 50 Kg schwere Ausrüstung alleine zurücktragen.
Wieder geht ein unvergesslicher Tag zu Ende und ich bin um ein paar neue Erfahrungen reicher.
Als nächstes folgt die Prüfung :-)
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