Wer glaubt, beim Fallschirmspringen springt man aus einem Flugzeug und fällt dann mehr oder weniger gelangweilt, bis der Fallschirm geöffnet wird, der irrt. Beim Fallschirmspringen nutzt der Springer die Luftanströmung, um im Freifall Bewegungen wie Salti oder Drehungen durchführen zu können. Im Laufe der Zeit haben sich völlig verschiedene und abwechslungsreiche Disziplinen beim Fallschirmspringen entwickelt.
Stil ist eine Disziplin beim Fallschirmspringen, bei der der Fallschirmspringer die Aufgabe hat, ein vorher festgelegtes Programm, bestehend aus Salti und Drehungen, in einer möglichst kurzen Zeit präzise zu fliegen.
Zielspringen ist wohl eine der ältesten Disziplinen beim Fallschirmspringen. In dieser Disziplin öffnet der Springer unmittelbar nach Verlassen des Flugzeuges den Fallschirm und versucht, eine Zielscheibe von 5 cm Durchmesser mit der Fußspitze zu treffen.
Relative Work wird beim Fallschirmspringen auch Formationsspringen genannt. In dieser Fallschirmdisziplin springt ein Team, bestehend aus mehreren Springern, aus dem Absetzflugzeug und versucht dann innerhalb einer bestimmten Zeit, möglichst viele Formationen (Figuren) im Freifall zu fliegen. Wer am Ende des Wettkampftages die meisten Punkte hat, gewinnt. Üblicherweise besteht ein solches Team aus vier Fallschirmspringern und einem Kameramann. Die Teams können natürlich beliebig vergrößert werden. Der Rekord im Fallschirmspringen liegt bei mehr als 300 Fallschirmspringern.
Diese Form des Fallschirmspringen verhält sich äquivalent zum Formationsspringen, nur werden im Kappenrelativ die Formationen am geöffneten Fallschirm gebildet. Für gewöhnlich werden hierbei auch spezielle Fallschirme verwendet. Diese Fallschirmdisziplin verlangt viel Konzentration und Erfahrung von jedem einzelnen Fallschirmspringer ab. Bereits kleinste Fehler können zu Unfällen führen. Wer aber schon einmal eine gelungene Kappenformation am Himmel gesehen hat, weiß wie beeindruckend Fallschirmdisziplin ist.
Beim Freefly handelt es sich wohl um eine der populärsten Disziplinen beim Fallschirmspringen. In dieser Fallschirmdisziplin gibt es keine festgelegten Regeln. Was Spaß macht, ist erlaubt. Zu den beliebtesten Freefly-Moves gehören mit Sicherheit der Headdown und Sitfly. In beiden Fällen erreicht der Fallschirmspringer eine recht hohe Freifallgeschwindigkeit, was mit Sicherheit den Reiz dieser Fallschirmdisziplin ausmacht.
Wer Gefallen am Bodenturnen in der Schule gefunden hat, der wird Freestyle lieben. In dieser Disziplin beim Fallschirmspringen kommt es vorrangig auf Präzision, Akrobatik und Choreographie an. Die Fallschirmspringer leisten dabei athletische Höchstleistung in der Luft. Aber Achtung: Wer wirklich Freestyle ausüben möchte, darf sich schon mal an knackig sitzende Kombis gewöhnen. Nun soll noch einmal einer sagen, Fallschirmspringen ist nur was für harte Jungs in coolen Freefly-Hosen. Diese Fallschirmdisziplin ist auch für die etwas feinfühligeren Springer unter uns etwas. Und immer daran denken: Füße durchstrecken!
Soll es spektakulär aussehen, ist das Skysurfen die richtige Disziplin beim Fallschirmspringen. Hier schnallt sich der Springer ein spezielles Skysurfboard an die Füße und kann damit die wildesten Drehungen, Schrauben und Salti im Freifall durchführen. Schon beim Zusehen kann einem da schwindelig werden. Wer es lieber gesellig in der Luft mag, für den ist das Skysurfen wahrscheinlich nicht geeignet, da meistens alleine gesprungen wird. Die sehr schnellen Drehungen und auch die enorme Vorwärtsgeschwindigkeit im Freifall wären ein recht großes Sicherheitsrisiko für andere Fallschirmspringer in der Luft. Meistens springt noch zusätzlich ein erfahrener Kameramann mit, der den spektakulären Fallschirmsprung filmt. Das Skysurfen ist als Disziplin im Fallschirmspringen in den letzten Jahren recht populär geworden.
Beim Para-Ski handelt es sich um eine Kombination aus Zielspringen und Skirennen.
Swooping ist eine besondere Disziplin beim Fallschirmspringen, da sie in Bodennähe stattfindet. Ziel ist es, mit hoher Geschwindigkeit sehr dicht am Boden entlang eine möglichst weite Distanz am Fallschirm zurückzulegen. Oft werden Wettkämpfe dieser Art auf speziell dafür angelegten Wasserbecken/Seen durchgeführt, über die der Fallschirmspringer entlangswoopt.
Das Fallschirmspringen mit Wungsuit ist in letzter Zeit immer populärer geworden. Bei dieser Fallschirmdisziplin trägt der Springer einen speziellen Flügelanzug mit Stoffflächen zwischen Armen und Beinen, um somit die Vorwärtsgeschwindigkeit auf bis zu 250 km/h zu erhöhen und die Fallgeschwindigkeit auf bis zu 80 km/h zu senken. Damit können Strecken von mehreren Kilometern im Freifall zurückgelegt werden. Das Fallschirmspringen mit einer Wungsuit erfordert einiges an Erfahrung von seinem Piloten. Durch den zusätzlichen Stoff zwischen den Armen kann bei Unachtsamkeit der Griff zum Hand-Deploy des Fallschirms verdeckt werden. Sollte es zu einer Öffnungsstörung kommen, kann der Fallschirmspringer nicht sofort Gegenmaßnahmen einleiten, da er zunächst die Reißverschlüsse seiner Wungsuit lösen muss. Vorher kommt der Springer auf Grund der Stoffflächen zwischen den Armen nicht an die Steuerschlaufen seines Fallschirms heran.
Beim Fallschirmspringen werden hohe Geschwindigkeiten erreicht. Beim Fallschirmspringen auf dem Bauch wird der Springer üblicherweise bis zu 200 km/h schnell. Beim Freefly erreicht der Fallschirmspringer bis zu 400 km/h. Speedskydiving toppt beides. Bei dieser Fallschirmdisziplin geht es einzig und allein um die Geschwindigkeit. Und die muss hoch sein! Sofort nach Verlassen des Absetzflugzeuges nimmt der Fallschirmspringer eine aerodynamische Körperhaltung ein, meist Headdown. Zwei an den Körper des Springers angebrachte Messgeräte zeichnen seine Fallgeschwindigkeit auf. Der Weltrekord im Speedskydiving liegt bei 504,32 km/h. Diese enormen Geschwindigkeiten erhöhen natürlich das Risiko einer vorzeitigen ungewollten Schirmöffnung.
Beim B.A.S.E. (Buildings, Antennas, Spans, Earth) handelt es sich um eine spezielle Disziplin beim Fallschirmspringen. Hierbei springt man nicht aus dem Flugzeug, sondern von festen Objekten wie Brücken oder Gebäuden. Auch werden beim Base-Jumping andere Fallschirme benutzt als beim Fallschirmspringen. Seit 1998 ist Base-Jumping in Deutschland genehmigungsfähig. Bei Zustimmung der beteiligten Eigentümer können nach erfolgter Genehmigung geeignete Objekte legal gesprungen werden.