Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen beim Fallschirmspringen zählen selbstverständlich der Hauptfallschirm, der Reservefallschirm, das Fallschirmgurtzeug und ein Öffnungsautomat, auch AAD genannt.
Beide Fallschirme befinden sich im Gurtzeug, der Hauptfallschirm unterhalb, der Reservefallschirm oberhalb. Heutzutage werden im zivilen Fallschirmsport überwiegend Flächenfallschirme gesprungen, deren Querprofil dem einer Flugzeugtragfläche entspricht. Diese machen einiges an Vorwärtsfahrt, je nach Fallschirmgröße und Schirmtyp, und sind voll steuerbar. Ganz im Gegensatz zu einer Randkappe. Wer an einer Rundkappe hängt, kann nur hoffen, dass der Wind halbwegs günstig bläst und man nicht auf der nächsten Kuhwiese oder im Wald landet. Das ist so ein bisschen wie bei den Pusteblumen und dem Wind. Beim Fallschirmspringen gibt es natürlich keine Einheitsgröße für einen Fallschirm. Vereinfacht gesagt gibt es kleine und große Fallschirme. Die Größe eines Fallschirms wird in Square Feet (sqft) angegeben. Je kleiner der Fallschirm bei gleichbleibendem Gewicht des Springers, desto größer wird die Flächenbelastung (Wingload) und desto schneller fliegt der Schirm. Und das können mitunter beachtliche Geschwindigkeiten werden, bei denen der kleinste Fehler schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Natürlich wird niemand gezwungen, kleine Schirme zu springen. Das Phänomen "Downsizen", also immer eine Größe kleiner, wird auch schon seit Jahren im Fallschirmsport heftig diskutiert. Viele finden es wohl einfach cool, immer kleinere und schnellere Fallschirme zu springen. Ein kleinerer Fallschirm benötigt auch ein kleineres Gurtzeug. Das sieht natürlich viel schicker aus...meinen jedenfalls viele.
Die häufigste Todesursache beim Fallschirmspringen sind Fehler beim Landen unter einem funktionierenden Fallschirm. Und das liegt daran, dass die Schirme immer kleiner und die Springer immer unerfahrener werden. Viel zu schnell wird auf eine Nummer kleiner gewechselt, ohne den alten Fallschirm auch nur annähernd ausgereizt zu haben. Die Diskussion könnte man ewig weiterführen. Jeder, der mit dem Fallschirmspringen anfängt, wird eines Tages mit dieser Problematik zu tun haben.
Das Fallschirmgurtzeug beinhaltet beide Fallschirme und sollte gut sitzen. Beim Gurtzeug ist es wie bei einer Hose. Eine Nummer zu groß oder zu klein geht auch irgendwie, aber zwickt hier und da und bietet einfach keinen Tragekomfort. Deshalb werden neu bestellte Fallschirmgurtzeuge maßgeschneidert angefertigt, damit sie wie eine zweite Haut am Fallschirmspringer liegen. Beim Gebrauchtkauf haben es sehr große oder kleine Fallschirmspringer dadurch natürlich deutlich schwieriger, ein passendes Modell nach ihren Vorstellungen zu finden, das dazu noch zur eigenen Körpergröße passt.
Am Gurtzeug befestigt sind die wichtigen Griffe: Das Hand Deploy zum Öffnen des Fallschirms, der Trenngriff (Trennkissen) zum Abtrennen des Haupfallschirms und der Reservegriff (Reservekissen) zum Öffnen der Reserve.
In Deutschland ist ein Öffnungsautomat auf fast allen Sprungplätzen fest vorgeschrieben, und das nicht ohne Grund. Unter einem Öffnungsautomat versteht man ein kleines elektronisches Gerät, das (sofern es eingeschaltet ist) permanent den Luftdruck misst, in dem sich der Fallschirmspringer befindet, und wie er sich verändert (mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab). Anhand dieser Daten weiß das AAD immer, in welcher Höhe sich der Fallschirmspringer gerade befindet und wie schnell er fällt. Ist der Springer nicht in der Lage, irgendeinen Fallschirm manuell zu öffnen, warum auch immer (Ohnmächtig, verletzt), öffnet das AAD den Reservefallschirm in einer Höhe von 225 Meter voll automatisch.
Das Cypres (Cybernetic Parachute Release System) von Airtec ist das bekannteste und erfolgreichste AAD auf dem Markt und hat sich quasi als Synonym für alle AADs durchgesetzt. Das System hat schon mehr als hundert Fallschirmspringern das Leben gerettet.
Jedoch genügt das noch nicht aus, um einen Fallschirmsprung absolvieren zu können. Da die Höhenkontrolle das A und O beim Fallschirmspringen ist, darf kein Fallschirmspringer auf einen Höhenmesser (manuell/elektronisch) verzichten. Nur mit diesem kleinen Gerät ist es möglich, jederzeit die aktuelle Höhe feststellen zu können. Der Höhenmesser wird standardmäßig am linken Handgelenk getragen und kann so problemlos abgelesen werden.
Im Laufe der Zeit haben sich neben den manuellen Höhenmessern auch digitale Höhenmesser entwickelt. Der große Vorteil bei diesen elektronischen Höhenmessern ist die Genauigkeit, da sie die exakte Höhe anzeigen. Manuelle Höhenmesser geben eher ungefähre Werte an - ob man sich nun in 1.480 Metern oder 1.410 Metern befindet, kann man bei ihnen nicht erkennen. So exakt muss man es aber in aller Regel auch nicht wissen. Beim Landeanflug allerdings kann jeder Meter entscheidend sein. Manuelle Höhenmesser können dafür schneller abgelesen werden. Ein kurzer Blick genügt und man hat anhand der Zeigerposition erkannt, in welcher Höhe man sich aktuell befindet. Bei einem elektronischen Höhenmesser muss man da schon genauer und vor allem länger hinsehen.
Weiterhin ist eine Kopfbedeckung Pflicht. Die meisten Springer benutzen robuste und dennoch leichte Helme, andere bevorzugen die gute alte Lederkappe. Was wäre das Fallschirmspringen ohne die schönen Freifallaufnahmen, die wir uns besonders in den kalten Wintermonaten in einer Endlosschleife ansehen? Um einen Fallschirmsprung auf Video aufnehmen zu können, benötigt man einen speziellen Kamerahelm. Diese sind meist an einer Seite und/oder oben abgeflacht, um eine handelsübliche Videokamera darauf montieren zu können. Angeschaltet wird die Helmkamera vor dem Exit und läuft dann den gesamten Fallschirmsprung über bis zur Landung. Wer lieber Fotos vom Fallschirmspringen haben möchte als Freifallvideos, der kann natürlich auch eine Fotokamera auf dem Kamerahelm befestigen. Ausgelöst wird die Kamera in aller Regel mittels Zungen- oder Beißauslöser, da beide Hände schließlich für den Fallschirmsprung frei sein müssen.
Ganz ungefährlich ist das Filmen und Fotografieren beim Fallschirmspringen aber nicht. Das zusätzliche Gewicht der Kamera(s) belastet den Nacken des Fallschirmspringers bei der Öffnung des Hauptfallschirmes extrem. Bei ungünstiger Körperhaltung kann das schon mal weh tun, wenn nicht noch schlimmer (knacks). Da bei der Schirmöffnung die Gurte und Fangleinen des Fallschirms sehr dicht am Kopf des Fallschirmspringers verlaufen, kann es außerdem zu unschönen Verwicklungen kommen. Die meisten Springer tragen ihre Helmkamera an der Seite des Helmes, sodass sich dort Fangleinen verwickeln können und den Fallschirmspringer stark gefährden. Hier hilft eigentlich nur das Abwerfen des Helmes, wenn man es denn schafft. Aus diesem Grund ist es ratsam, einen Kamerahelm mit einer Abtrennvorrichtung auszurüsten (oder ausrüsten zu lassen), um im Notfall schnell allen Ballast loswerden zu können.
Da bei den hohen Geschwindigkeiten beim Fallschirmspringen die Luft doch recht aggressiv ins Gesicht bläst, ist es ratsam, eine Sprungbrille zu verwenden. Ansonsten fangen die Augen sehr schnell an zu tränen und das Sprungvergnügen ist dahin, wenn man vor lauter Wasser in den Augen den Höhenmesser nicht mehr richtig ablesen kann. Wer keine Lust auf eine Sprungbrille hat oder Brillenträger ist, kann auch auf einen Vollvisierhelm zurückgreifen. Auf den Wind um die Nase muss man damit allerdings verzichten.
Zusätzliche Sicherheit beim Fallschirmspringen bringen akustische Höhenwarner (Dytter). Diese kleinen Geräte werden meist im Inneren des Helmes befestigt und geben bei zuvor fest eingestellten Höhen Warntöne ab. Diese Töne staffeln sich bei den meisten Geräten in drei Kategorien: Der erste Ton zur Separation, der zweite Ton zur Schirmöffnung und der dritte Ton zur letzten Entscheidung bei Problemen am Schirm. Gerade bei Disziplinen wie dem Freefly sind akustische Höhenwarner Pflicht. Auch Kameraspringer tragen solche akustischen Höhenwarner, da sie ansonsten beim Ablesen des Höhenmessers die zu filmende Person aus dem Bild verlieren würden. Einige Springer tragen durchaus auch zwei akustische Höhenwarner im/am Sprunghelm, falls ein Gerät wider erwarten doch einmal den Geist aufgeben sollte.
Nachfolgend habe ich euch die drei Warntöne meines Solo Dytter von Larsen & Brusgaard aufgenommen, hört doch mal rein:
Für das Fallschirmspringen gibt es keine vorgeschriebene Kleidung. Bequem muss es sein und fest sitzen, damit sich keine Reißverschlüsse oder sonstige Verknotungen lösen. Die meisten Fallschirmspringer tragen Kombis. Diese Kombis werden für die speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Sprungdisziplin angefertigt. Sprungkombis fürs Formationsspringen sitzen beispielsweise recht eng und haben an Armen und Beinen langgezogene Stoffgriffe, an denen die Teammitglieder andocken können. Kombis fürs Freefly hingegen sind meistens weiter und sportlicher geschnitten und haben keine Griffe. Wem eine Kombi zu unbequem oder zu warm ist (besonders im Sommer), der kann auch auf sogenannte Freefly-Hosen zurückgreifen. Das ist quasi nur der Unterteil der Freefly-Kombi. Man kann natürlich auch ganz einfach in Jeans und T-Shirt springen. Bei sommerlichen Temperaturen freut man sich auf die kurze Erfrischung in der Luft. Im Winter hingegen empfiehlt sich eine Thermo-Kombi oder das Zwiebel-Prinzip.